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32 Jahre entwicklungspolitische Arbeit

 

Sabino Augusto Montanaro im Gefängnis
von Dr. Martín Almada / Hermann Schmitz
24.05.09     A+ | a-
Endlich Gerechtigkeit!

Dr. Martín Almada, das wohl prominenteste unter den Folteropfern aus der Zeit der Stroessnerdiktatur, schreibt aus Mexico City, wo er Gastvorlesungen zum Thema „Operation Condor  -  Staatsterrorismus in Lateinamerika“   hält.

„Liebe Freunde,  24. Mai 09
dank des Hinweises meiner Frau Maria Stella aus Asunción öffnete ich die Internetseite unserer paraguayischen Zeitung ´ABC-Color´ und las von dem historischen Justizurteil:
Voller Genugtuung nehme ich die Nachricht zur Kenntnis, dass die paraguayische Justiz endlich entschieden hat, dem Condor die Flügel zu beschneiden, indem sie den Massenmörder Sabino Augusto Montanaro, den ehemaligen Innenminister Stroessners, ins Nationalgefängnis Tacumbú eingeliefert hat!
Montanaro ist nicht nur Rechenschaft schuldig über den Tod meiner Frau Celestina Pérez und Tausender anderer Paraguayer, sondern auch über  Völkerrechtsverbrechen im Rahmen der ´Operación Condor´, des kriminellen Paktes zwischen den Militärregierungen der 70er Jahre, zwischen Brasilien, Argentinien, Bolivien, Uruguay, Chile und Paraguay mit seinen über 100000 Opfern. Unter ihnen besonders vertreten waren Arbeiterführer, Studenten, Lehrer, Journalisten, Künstler, Rechtsanwälte, Ärzte, Richter, Priester und Intellektuelle  -  d. h. die denkende Klasse von Lateinamerika.
Morgen werde ich im „Colegio de Periodistas de Mexico“ davon reden können, dass die paraguayische Justiz endlich diesen wichtigen Schritt in Bezug auf eine Stärkung der Demokratie Lateinamerikas vollzogen hat. Montanaro, der Massenmörder, endlich mit der Höchststrafe an dem Ort, an den er gehört!
(Aus Mexico City:  Dr. Martín Almada, Entdecker des ´Terrorarchivs´  -  mit fast lückenlosen Unterlagen über die Verbrechen der ´Operation Condor´  -   und Kläger gegen Montanaro) titelt die paraguayische Zeitung „Ultima Hora“ über den aus seinem Fluchtland Honduras am 1. Mai überraschend nach Paraguay zurückgekehrten ehemaligen Innenminister Stroessners.
Im März 2008 hatte ein paraguayischer Richter den Auslieferungsantrag an die Regierung Honduras´ gerichtet.
Gleichwohl war der Massenmörder, die wohl schrecklichste Gestalt aus der langen Diktatur Paraguays (1954 bis 1989), auf eigene Initiative in das Land seiner Verbrechen zurück gekehrt.
Montanaro war in den wohl grausamsten letzten 20 Jahren der Diktatur Innenminister Stroessners und sein treuer „Vollstrecker“.

In seiner Ära erreichte die Repression in manchen ländlichen Zonen Merkmale einer Ausrottung, insbesondere bei der Verfolgung der sog. christlichen Bauernligen, in denen sich arme Campesinos unter Leitung von politisch engagierten Priestern zusammen geschlossen und ein Leben in Gemeinschaft praktiziert hatten.

Mit der Rückkehr des „Gespenstes“ begann das Hin und Her über den Gesundheitszustand des angeblich senilen 84jährigen mit der Absicht, sein Erscheinen vor Gericht zu verhindern.
(Pinochet lässt grüßen ....)

Aber auch die Opfer Montanaros mobilisierten in zahlreichen Aktionen gegen ein drohendes „Gefälligkeitsattest“ und erreichten die Bildung einer ärztlichen Gutachterriege aus Vertretern der Opfer-  und  der Angeklagtenseite.
Als zuletzt Montanaro von seinen Ärzten entlassen und nach Hause geschickt wurde, verfügte Richter Casati unmittelbar seine Überführung ins Tacumbú –Gefängnis. Zuvor war Montanaro für den grausamen Mord an dem 17jährigen Aktivisten Mario Schaerer Prono (1975) rechtskräftig verurteilt worden.
Ein Riesenaufmarsch von Presse und Öffentlichkeit, sowohl „Freunde“ Montanaros als auch zahlreiche Opfer der Dikatatur, verfolgten am Mittwoch, dem 25. Juni um 17 Uhr die Einlieferung Montanaros in das berüchtigte Gefängnis, wo der in „Häftling  Nummer 3073“  Verwandelte gemeinsam  mit gewöhnlichen Gefangenen interniert ist, bis Anstaltsärzte ihn untersuchen und womöglich eine Verlegung in den „Senioren-Pavillon“ verfügen (Hört sich besser an als es in Wirklichkeit ist).

Unsere Freundin Guillermina Kannonikoff, deren Mann in ihrer Anwesenheit zu Tode gefoltert worden war, beschreibt uns ihre Genugtuung, sie äußerte vor dem Gefängnis gleichwohl Restzweifel an der Identität des Gefangenen, der  -  verdeckt in einem Fahrzeug   -  ungesehen verschwand.

„Wir haben sein Gesicht nicht gesehen. War das überhaupt Montanaro?
Zeigt uns sein Gesicht!“
Ist in Paraguay immer noch (fast) alles möglich?

Die Menschenrechtskommission der Abgeordnetenkammer wird dem Häftling bald einen Besuch abstatten, um seine Haftbedingungen zu prüfen ....
In seiner Zeit verordnete Montanaro seinen Häftlingen den Besuch von Folterknechten.  Zehn Wachposten schützen Montanaro rund um die Uhr  -  wovor wohl?
Bestimmt nicht vor der Rache der Opfer, die besonnene Menschen sind.
Eher vor einer „Häftlingsbefreiung“ durch seine treuen Freunde, die ihr verkommenes Idol nicht leiden sehen mögen, erst recht da sie seine Verbrechen auch heute noch billigen.

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